Architekten stehen oft vor herausfordernden Bauprojekten, bei denen Kreativität und technische Raffinesse gefragt sind. Die neue Tennishalle des TC Lengg in Zürich ist ein beeindruckendes Beispiel dafür. Dieses Bauprojekt erforderte nicht nur innovative Lösungen aufgrund der besonderen Dachform, sondern auch ein ausgeklügeltes Konzept zur Realisierung unter beengten Platzverhältnissen.
Ein Bauprojekt mit begrenztem Platzangebot
Die neue Tennishalle wurde in einem dicht bebauten Bereich zwischen einem Seewasserwerk, bestehenden Tennisplätzen und den Familiengärten (Schrebergärten) Lengg errichtet. Die Baustelle war stark eingeschränkt: Der Arbeitsraum rund um das Gebäude betrug stellenweise nur 2-3 Meter. Zusätzlich endete die Zufahrt in einer engen Sackgasse, was die Anlieferung von Baumaterial und den Einsatz von großen Maschinen erheblich erschwerte.
Der richtige Dachaufbau für die Holzkonstruktion
Die Primärkonstruktion der Halle besteht fast vollständig aus Holzbindern und -pfetten. Darauf wurde eine sichtbare Holzschalung in einem hellen Weißton montiert. Anschließend folgten die Dampfsperre, eine Wärmedämmung mit hocheffizienten GFK-Haltern und eine abschließende Stehfalzeindeckung. Besonders anspruchsvoll waren die abgerundeten Anschlussbereiche wie Ortgang und Wandanschlüsse, die mit gerundeten Kantteilen ausgeführt wurden.
Ein zentrales Merkmal der Dacheindeckung waren die bombierten BEMO-Stehfalzbahnen, die ohne Querstöße ausgeführt wurden, um eine dauerhafte und funktionierende Dacheindeckung zu gewährleisten. Und genau diese bombierten Bahnen stellten eine besondere Herausforderung dar.
Bombierung direkt in der Halle
Die Stehfalzbahnen waren rund 23 Meter lang und wiesen ein sogenanntes Stichmaß von etwa 3,7 Metern auf. Aufgrund dieser Maße war es nicht möglich, die Bahnen fertig bombiert anzuliefern. Hinzu kamen die begrenzten Platzverhältnisse und die enge Zufahrt. Unter normalen Umständen wird eine große Freifläche um das Gebäude herum benötigt, um Stehfalzbahnen vor Ort zu produzieren oder zu bombieren.
Konkret wären das bei diesem Projekt bei 23 m Bahnenlänge + Bombiermaschine + bombierten Bahnen, sowie einer ca. 8-9m breiten Lagerfläche und Bewegungsfläche 400m². Diese Fläche stand hier jedoch nicht zur Verfügung.
Die Lösung war ebenso clever wie effektiv: Die Bombierung der Stehfalzbahnen erfolgte direkt in die Tennishalle hinein. Ein detaillierter Plan mit exakt berechneten Ein- und Auslaufradien sowie einer festgelegten Reihenfolge sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Der umlaufende Graben wurde überbaut, und die fertig bombierten Bahnen mussten aufgrund der Platzsituation von Hand auf das Dach gehoben werden, da der Einsatz eines Krans nicht möglich war.
Erfolgreiche Umsetzung trotz komplexer Bedingungen
Dank der akribischen Planung und der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen dem Montageunternehmen Dach + Fassade, dem Holzbau-GU und BEMO wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Die Bauarbeiten konnten termingerecht beendet werden, und der TC Lengg freut sich nun über die erweiterte Spielmöglichkeit, insbesondere in den Wintermonaten.
Der hohe Vorfertigungsgrad der Holzelemente und die kreative Lösung zur Bombierung der Stehfalzbahnen direkt vor Ort trugen maßgeblich dazu bei, das Projekt effizient und zielgerichtet umzusetzen. Dieses Bauprojekt zeigt eindrucksvoll, wie innovative Planung und durchdachte Umsetzung auch unter schwierigen Bedingungen zu erfolgreichen Ergebnissen führen können.