„Der Kieselstein von Budapest“ – Wie BEMO mit der Budapester Sportarena Architekturgeschichte schrieb

Metallic Milestones – Innovation aus dem BEMO-Archiv

12.05.2025
Projekte

Ein grauer Dezembertag 1999. Die Flammen, die die alte Budapester Sportarena verschlingen, lassen mehr als nur ein Gebäude zurück – sie hinterlassen eine Lücke im urbanen Gedächtnis. Doch aus der Asche entsteht im Jahr 2002 nicht einfach ein Neubau, sondern ein technologischer Meilenstein für BEMO: Es ist das allererste Projekt, bei dem das von uns entwickelte MONRO®-System zum Einsatz kam.

Inspiriert von den natürlichen, glattpolierten Steinen des Flussufers der Donau entwarfen KÖZTI Architects ein Bauwerk, das nicht nur formal, sondern auch konstruktiv neue Wege ging. Ein Entwurf, der sich mit konventionellen Mitteln kaum realisieren ließ. Für uns bei BEMO war das die perfekte Herausforderung – und die Geburtsstunde von MONRO®. Das Ziel: Eine 26.000m² große Gebäudehülle aus Aluminium-Stehfalzprofilen, die sich nahtlos an die komplexe, doppelt gekrümmte Freiformgeometrie anschmiegt. Das Ganze sollte dann in nur 18 Monaten Bauzeit fertiggestellt werden.

Architektur als Analogie

Die Öffentlichkeit taufte das Bauwerk „The Pebble“ – der Kieselstein – und das nicht ohne Grund. Das fast 41.000 m² große, silbrig glänzende Gebäude mit seiner aerodynamisch geschwungenen, metallischen Außenhaut wirkt wie vom Wasser geschliffen. Die Farbe – „AluNatur Titanium Brushed“ – wurde eigens für die Arena hergestellt.

Die Sportarena beeindruckt nicht nur durch ihre ikonische Form, sondern durch eine komplexe architektonische Komposition, die aus drei wesentlichen Elementen besteht:

  • Der Arena selbst – ein 200.000 Tonnen schwerer, stromlinienförmiger Körper, sechs Meter unterhalb des Platzniveaus verankert und über Brücken erschlossen.
  • Dem erhöhten Vorplatz, der das Gebäude auf einem Sockel aus der städtischen Struktur heraushebt, Verkehrsströme trennt und Raum für Aufenthalt schafft.
  • Den „Kristallen“, die in starkem Kontrast zur weichen Form der Arena stehen und Cafés, Shops oder Ausstellungen beherbergen.

Diese klare Trennung von Funktionsebenen, verbunden durch Rampen, Treppen und Aufzüge, schafft nicht nur eine funktionale Logik, sondern auch eine beeindruckende räumliche Dramaturgie – perfekt inszeniert durch die architektonische Formensprache.

Premiere für BEMO-MONRO®-Technologie

Für uns bei BEMO wurde dieses Projekt zur Blaupause einer neuen architektonisch-technologischen Zusammenarbeit. Die organische, doppelt gekrümmte rund 26.000m² große Außenhaut aus Aluminium erforderte ein Fertigungssystem, das bis dahin noch nicht existierte.

Zum ersten Mal kam unser patentiertes BEMO-MONRO® System zum Einsatz – eine Rollformtechnologie, mit der sich Stehfalzprofile individuell biegen und verformen lassen. Der Clou: Die Walzen der Rollform- und Bombiermaschinen sind einzeln stufenlos verstellbar, computergesteuert und ermöglichen so frei definierbare Formen, Radien und Krümmungen. Bisher waren solche Profile nur über kostenintensive Sonderverfahren realisierbar.

Trotz der hohen Produktionsgeschwindigkeit erfolgt die Profilierung und Formung der Aluminiumbleche gleichmäßig und schrittweise, um die Gefahr von Rissen und anderen Defekten, insbesondere im Vergleich zu traditionellen Biegeverfahren oder dem Pressen von Metallen, zu vermeiden.

File to Factory

Das Prinzip dahinter: File to Factory. Die Form jeder einzelnen bis zu 21 Meter langen N65-Stehfalzbahn der Budapest Arena wurde auf Basis des 3D-Modells ermittelt und direkt in die Produktionsmaschinen überführt. Diese fertigten die Bauteile passgenau direkt vor Ort. Trotz der Komplexität der freigeformten Bahnen waren nur wenige Monteure nötig, um ein Bauteil zu verlegen.

Das Ergebnis ist ein Gebäude, dessen metallisch glänzende Hülle vom tiefsten Punkt bis zur Spitze wie aus einem Guss erscheint. Fensterbänder, technische Einrichtungen und Öffnungen verschwinden elegant hinter Lamellen, die sich exakt der Gebäudeform anpassen. Der verglaste Haupteingang hingegen ist wie ein aufgerissener Mund aus dem stromlinienförmigen Körper herausgearbeitet – tagsüber reflektiert er das Sonnenlicht, nachts wird er selbst zur Lichtquelle. Architektur und Material verschmelzen zu einer Einheit, bei der jede Bahn, jede Krümmung, jede Linie vorab digital geplant und anschließend exakt gefertigt wurde.

Diese nahtlose Verbindung von Entwurf, Planung und Fertigung definierte nicht nur neue Standards  in der Freiformarchitektur metallischer Gebäudehüllen. Sie machte das scheinbar Unmögliche planbar, machbar, montierbar – die einzige Einschränkung bei der Gestaltung der Profile ist die eigene Vorstellungskraft.

Vom Prototyp zum Prinzip

Heute wird das BEMO MONRO®-System weltweit bei innovativen Architekturprojekten eingesetzt. Doch in Budapest begann alles – unser erstes Projekt, das mit einem in zwei Richtungen gekrümmten Dach und einer Außenhülle, die wie ein „geschliffener Kieselstein“ wirkt, Maßstäbe setzte.

Dieses Projekt zeigte uns: Mit MONRO® lassen sich selbst die kühnsten architektonischen Visionen umsetzen. Die Erkenntnisse aus Budapest flossen direkt in die Weiterentwicklung unseres Systems, das heute international bei anspruchsvollen Freiform-Projekten zum Einsatz kommt.

Architektur trifft Technologie

Die neue Budapester Sportarena zeigt eindrucksvoll, was möglich wird, wenn gestalterische Vision, digitale Kompetenz, technologische Innovation und erfahrene BEMO Mitarbeiter   zusammenkommen. Was als Kieselstein begann, ist heute ein Fels in der Landschaft der modernen Architektur: technisch brillant, formal kraftvoll.

Das Projekt ist für uns nicht nur ein Referenzobjekt. Es ist der Ort, an dem wir mit MONRO® Neuland betreten haben. Und es bleibt ein Symbol dafür, wie viel Gestaltungsspielraum entsteht, wenn man Technik nicht als Limit, sondern als Chance zur Realisierung visionärer Architektur versteht.